Der entscheidende Faktor für das Funktionieren des Schwammstadt-Prinzips ist der Boden: Er muss Regenwasser aufnehmen und speichern können, damit es für die Pflanzen verfügbar ist. Vor allem Bäume brauchen einen möglichst großen Wurzelraum und eine gute Bodenstruktur. Je tiefer sie wurzeln (können), umso besser überstehen sie Trockenzeiten - weil sie Wasserreserven dann in tieferen Bodenschichten erreichen. Diese Tatsache ist wichtig für Kommunen und deren Partner aus dem Garten- und Landschaftsbau, denn sie stellt Anforderungen an die richtige Baumartenwahl und an die Pflanzmethode - längst werden neue Sortimente, sogenannte Klimabäume, und auch spezielle Zuschlagstoffe zur Verbesserung der Substrate verwendet. Dennoch führen längere Hitzeperioden insbesondere bei älteren Straßenbäumen häufig zu Trockenstress bis hin zum Ausfall. Für viele Kommunen ist der erhöhte Pflege- und Versorgungsaufwand nur schwer zu organisieren, für häufigere Gießgänge fehlen Personal und Budget. Die klimafarmer GmbH zeigt auf der Messe GaLaBau 2024 in Nürnberg (Halle 4/Stand 4-243) das BOA-System, mit dem auch die Versorgung von Bestandsbäumen auf verdichteten, wenig belüfteten und wasserundurchlässigen Standorten nachträglich verbessert und bei Neupflanzungen in Baumbeeten durch Wurzellenkung optimiert werden kann. BOA steht für Biochar-Oxygen-Aqua, ein System, das mit Pflanzenkohle für die passende Wurzelbelüftung und Wasserzufuhr sorgt.
Kreative Lösung weiterentwickelt
Ron Richter, Geschäftsführer der klimafarmer GmbH: „Bäume entwickeln ihr Wurzelsystem zielgerichtet dorthin, wo sie Wasser finden, das Phänomen heißt Hydrotropismus. Weil die Baumgruben oft nicht tief genug sind oder eben, weil Bäume regelmäßig nur oberflächlich bewässert werden, bleibt das Wurzelwerk vieler Stadtbäume nur flach und erreicht die tieferen Schichten nicht." Professor Claus Mattheck von der Abteilung Biomechanik am Institut für Angewandte Materialwissenschaften des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat dazu schon vor einigen Jahren umfangreiche Versuche angelegt und die Methode der sogenannten Splittzylinder entwickelt. Im Wurzelraum von Stadtbäumen werden dazu unterrichtlich breite und möglichst tiefe Löcher gebohrt, die mit einer Mischung aus grobem Splitt und Terra Preta Substrat aufgefüllt werden. Ziel ist es, Baumwurzeln über diese locker gefüllten Bahnen in tiefere und feuchtere Bodenschichten zu locken und sie somit widerstandsfähiger gegen Trockenstress zu machen. Ron Richter: „Unser Konzept 'Drill & Fill' ist eine Weiterentwicklung der Arbeiten von Prof. Claus Mattheck und umfasst mehrere Schritte. Zunächst empfehlen wir eine Standortanalyse, um die spezifischen Bedürfnisse und Bedingungen des einzelnen Baumes zu ermitteln. Dazu gehört auch die Bestimmung der optimalen Position und Anzahl der Bohrlöcher basierend auf der Größe und dem Zustand des Baumes. Dann werden die Bohrlöcher angelegt und mit einem speziell gekörnten Pflanzenkohle-Substrat gefüllt." Die Pflanzenkohle hat hervorragende Eigenschaften zur Verbesserung der Bodenstruktur, zur Erhöhung der Wasserhaltefähigkeit und zur Förderung des mikrobiellen Lebens im Boden. Wichtig sind dann in den ersten Monaten nach der Behandlung eine regelmäßige Bewässerung und das Monitoring des Baumwachstums und der Bodenbedingungen über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Danach wird die Wirksamkeit der Maßnahmen bewertet und ggf. werden Anpassungen vorgenommen.
Viele Vorteile
Das Konzept zur Vitalisierung von Stadtbäumen durch die Anwendung von Pflanzenkohle-Substrat in Bohrlöchern (und Drainagen) bietet eine einfache und vergleichsweise preiswerte Lösung um Problemstandorte nachträglich zu optimieren und Pflegeaufwand und Ausfallraten zu reduzieren. Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Prof. Claus Mattheck können städtische Grünflächen so effektiv revitalisiert und langfristig geschützt werden. Die Optierung der Standorte ist eine wichtige Zukunftsinvestition, so Richter, denn gerade die älteren Bestände im öffentlichen Grün sind als lebendige ‚Klimaanlagen mit Mehrwert‘ bedeutend. Je schlechter die Standortbedingungen des einzelnen Baumes, umso geringer sind auch dessen Ökosystemleistungen wie CO2-Speicherung, Verdunstung und Luftkühlung durch Transpiration. Es ist also aus ökologischen wie aus ökonomischen Gründen nur sinnvoll." Die Methode lässt sich bei Stadt- und Parkbäumen, aber auch Bäumen auf privaten Grundstücken anwenden. (Quelle: klimafarmer)
Quelle: Gabot.de